"(...) Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein galt in der Medizin
die allgemeine Lehrmeinung, dass Aderlass zur Behandlung von schweren Krankheiten,
wie Tuberkulose, geeignet sei, obgleich gerade dies zu einer weiteren Schwächung
des Kranken führt.
Dieses Beispiel verdeutlicht drastisch die Notwendigkeit empirischer Überprüfung
von Therapiemethoden, wobei die Psychotherapie hiervon nicht ausgenommen
werden kann.
Der Psychotherapieforschung kommt somit notwendigerweise eine zentrale Rolle
bei der Entwicklung der Psychotherapie von der „Konfession zur Profession“
(Grawe et al. 1994) zu.
Von Seiten der Psychotherapieforscher wird allerdings beklagt, dass ihre
Forschungsergebnisse von den Psychotherapeuten nur wenig rezipiert werden
(Grawe 1992). So haben Psychotherapeuten bislang wenig zur Kenntnis genommen,
dass von der Forschung viele der Lehrmeinungen der verschiedenen Therapieverfahren
nicht bestätigt, sondern vielmehr in Frage gestellt werden und somit
als Mythen erscheinen.
Einige solcher Mythen sollen nun beispielhaft für die bekanntesten und verbreitetsten Verfahren dargestellt werden – dies auch, um zu zeigen, dass es nicht nur bestimmte Verfahren sind, deren Lehrmeinung auf Mythen beruhen, sondern dass es sich vielmehr um ein Phänomen der Psychotherapie im Allgemeinen handelt. Wie weiter unten am Streit um den Dodo-Vogel dargelegt wird, ist aber auch die Psychotherapieforschung nicht davor gefeit, Mythen zu produzieren.
Zunächst zur Psychoanalyse, mit der ja die Geschichte der Psychotherapie
begonnen hat.
Psychoanalyse: In
einer von Psychoanalytikern durchgeführte Studie (Wallerstein 1990)
zeigte sich, dass anders als theoretisch postuliert, eine so genannte aufdeckende
therapeutische Arbeit nicht von entscheidender Bedeutung für therapeutische
Veränderungen war.
So erwiesen sich weniger Interpretationen und Einsichten, sondern vor allem
supportive Faktoren (wie z.B. emotional korrigierende Erfahrungen
innerhalb und ausserhalb der Therapie) als relevant für den
Erfolg psychoanalytischer Therapie.
Verhaltenstherapie:
Die Wirksamkeit der systematischen Desensibilisierung, eine Methode der
Angstbehandlung in der Verhaltenstherapie konnte zweifelsfrei nachgewiesen
werden.
Ihre einzelnen theoretisch angenommenen Wirkparameter (wie Entspannung oder
graduelle Reizdarbietung in aufsteigender Reihenfolge) haben sich aber als
unwichtig für das Therapieergebnis erwiesen (Emmelkamp 1982).
Die Kognitive Therapie
hat sich in der Behandlung depressiv erkrankter Patienten als wirksam erwiesen.
Entgegen der Lehrmeinung in der Kognitiven Therapie zeigte sich aber in
einer Studie, dass die therapeutische Arbeit an dysfunktionalen Denkmustern
nicht zu einer Verbesserung, sondern zu einer Verschlechterung der Symptomatik
führte.
Positive Veränderungen bei den Patienten ergaben sich dagegen im Zusammenhang
mit als unspezifisch bewerteten therapeutischen Wirkfaktoren: Verbesserungen
waren umso mehr zu verzeichnen, je besser die Qualität des therapeutischen
Arbeitsbündnisses ausfiel und desto emotionaler beteiligter der Patienten
war (Gastonguay et al. 1996).
Die Gesprächspsychotherapie
nach Rogers postuliert, dass eine therapeutisch wirksame Beziehung von Seiten
des Therapeuten durch einfühlendes Verstehen, unbedingte positive Wertschätzung
und Echtheit bzw. Kongruenz gekennzeichnet ist. Dies wird auch weitgehend
von der Forschung bestätigt (Norcross 2002).
Darüber hinaus konnte diese aber noch weitere bedeutsame Merkmale für
eine therapeutisch wirksame Beziehung identifizieren, wie den Konsens von
Patient und Therapeut über die Behandlungsziele und ein gemeinsames
„An-einem-Strang-Ziehen“ in der therapeutischen Arbeit (Tryon
und Winograd 2002).
So lässt sich auch folgender Befund erklären: Eine nondirektive
Gesprächsführung, wie sie lange Zeit für die Gesprächspsychotherapie
kennzeichnend war, führt bei Patienten mit gering entwickelter Autonomie
und vorherrschend externalen Kontrollerwartungen zu eher schlechten Therapieergebnissen
(Grave et al. 1994). Offenbar entspricht ein nondirektives Beziehungsangebot
der Gesprächspsychotherapeuten nicht den Erwartungen dieser Patienten
an eine Behandlung und erschwert somit ein gemeinsames „An-einem-Strang-Ziehen“.
In der systemischen Familientherapie werden spezielle familiäre Interaktionen und Strukturen für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Magersucht verantwortlich gemacht. Entsprechend zielt die Therapie auf eine so genannte „Störung“ der systemischen Familientherapie in einer eigenen Studie feststellen, dass alleinige Familienbehandlungen nicht ausreichend ist: 51% der Patientinnen begannen im Anschluss zur Familientherapie eine Einzeltherapie und 22% wurden in eine Klinik eingeliefert (Selvini Palazzoli et al. 1999).
Von Seiten körperorientierter
Psychotherapeuten wird vielfach die Auffassung vertreten, dass
körperbezogene psychotherapeutische Arbeit gegenüber rein verbaler
Psychotherapie zu einer Beschleunigung des Therapieprozesses und damit auch
zu kürzeren Behandlungszeiten führt (z.B. Green 1983).
In einer eigenen Studie (Seidler et al. 2002) zeigte sich aber, dass dem
nicht so ist. Es wurde bei Therapeuten für Konzentrative Bewegungstherapie
(KBT) die Behandlungsdauer erfolgreicher Einzeltherapien in ambulanter Praxis
untersucht und diese mit den vorliegenden entsprechenden Zahlen für
ambulante Gesprächspsychotherapie, als ein rein verbales Therapieverfahren,
verglichen. Die Dauer von erfolgreichen KBT-Behandlungen lag mit durchschnittlich
65 Stunden nur wenig unter dem entsprechenden Wert der Gesprächspsychotherapie
mit 69 Stunden. Bei einigen psychischen Erkrankungen, wie den Persönlichkeits-
und Essstörungen, fielen die Behandlungszeiten für die KBT sogar
deutlich höher aus.
Die Aussagekraft der einzelnen hier aufgeführten Studie mag von
der jeweiligen methodischen Anlage her begrenzt sein, sodass es als voreiliges
Urteil erscheinen kann, dass mit ihnen Lehrmeinungen der Therapieschulen
als Mythen überführt werden.
Dennoch bleibt zu konstatieren, dass es vielfach nicht gelungen ist, Lehrmeinungen
der Therapieschulen zu bestätigen – bei den hier aufgeführten
Studien handelt es sich nur um eine exemplarische Auswahl (vgl. Lohr 2005,
Seidler 2003, Wampold 2001).
Wie dargestellt, legen die Forschungsergebnisse zudem häufig eine von
den Lehrmeinungen abweichende Interpretation des therapeutischen Geschehens
nahe.
Wirksamkeit von Psychotherapie
So mögen auf den ersten Blick die hier referierten Befunde
den Zweifel an der Seriosität von Psychotherapie, wie er immer wieder
in den Massenmedien genährt wird (Sydow et al. 1998), untermauern.
Patienten mögen sich fragen, ob es überhaupt Sinn macht, sich
in Therapie zu begeben.
Bei näherem Hinsehen zeigt sich aber, dass die hier vorgestellten Studien
gar nicht die Wirksamkeit von Psychotherapie in Frage stellen, sondern nur
einige der verbreiteten Lehrmeinungen darüber, wodurch die Wirkung
von Psychotherapie zu Stande kommt.
Tatsächlich kann die Wirksamkeit der Psychotherapie seit spätestens
Ende der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit dem Erscheinen
der ersten so genannten Meta-Analysen als belegt gelten. Bei der Meta-Analyse
handelt es sich um ein statistisches Ausfertungsverfahren, das ermöglicht,
die Ergebnisse verschiedener Studien zusammenzufassen und zu vergleichen.
Was weiss man nun heute zur Wirksamkeit von Psychotherapie?
Auskunft hierzu gib die „Bibel“ der Psychotherapieforschung,
„Bergin and Garfield’s Handbook of Psychotherapy and Behavoir
Change“ in seiner fünften Auflage von 2004 (Lambert 2004). Lambert
und Ogles (2004) stellen dort u.a. das Folgende fest:
Patienten, die psychotherapeutisch behandelt werden, weisen
gegenüber Patienten, die keine Therapie oder eine Placebo-Behandlung
erhalten, in deutlich stärkerem Ausmass positive Veränderungen
auf. Je nach Art der psychischen Erkrankung profitieren in kontrollierten
Studien 40 bis 70% der Patienten von einer Psychotherpaie.
Es handelt sich dabei keineswegs nur um statistische, sondern auch um klinisch
bedeutsame Verbesserungen. Nicht nur nehmen psychische Symptome (wie Ängste
und Depressionen) ab, sondern die Patienten kommen insgesamt besser mit
ihrem Leben klar und haben neue Bewältigungsmöglichkeiten von
Problemen für sich gefunden.
Psychotherapie führt zu einer Senkung von Kosten im Gesundheitsbereich: So werden z.B. von Psychotherapiepatienten nach ihrer Behandlung medizinische Dienstleistungen zu 25% weniger in Anspruch genommen als von Patienten, die keine Behandlung erhalten haben.
Damit Psychotherapie wirkt, darf sie nicht von zu kurzer Dauer
sein: Mindestens 50 Sitzungen werden benötigt, um bei einer
hinreichend grossen Zahl von Patienten, d.h. 75% klinisch relevante Veränderungen
zu erzielen.
Die Effekte von Psychotherapie halten im Allgemeinen auch nach Ende der
Therapie an.
Eine gewisse Ausnahme bilden Abhängigkeitserkrankungen sowie Depressionen
bei zu kurzen Behandlungszeiten.
Nicht nur solche Erkrankungen mit hohem Rückfallrisiko stellen eine
zukünftige Herausforderung an die Psychotherapie dar: Es gilt auch
diejenigen Patienten zu erreichen, die bislang nicht von Psychotherapie
profitieren oder sich sogar verschlechtern.
Letzteres trifft immerhin bei etwa 5 bis 10% der Patienten zu.
Das Dodo-Vogel-Verdikt
Womit ist nun die Wirksamkeit von Psychotherapie zu erklären?
In der Psychotherapieforschung wurde dieser Fragestellung lange Zeit in
Abwandlung des Mottos eines erfolgreichen deutschen Fussballtrainers nachgegangen:
„Recht hat, wer gewinnt!“ Als Beleg für die Richtigkeit
der theoretischen Annahmen eines >Therapieverfahrens sollte demnach gelten,
wenn dieses Therapieverfahren anderen in der Wirksamkeit überlegen
ist. Und hier nun machen wir Bekanntschaft mit dem Dodo-Vogel.
Bei dem historischen Dodo-Vogel auch Dronte genannt, handelt es sich um
einen Vogel von eigentümlicher Gestalt, der auf Mauritius lebte und
Ende des 17. Jahrhunderts ausstarb, als dort die menschliche Zivilisation
Fuss fasste (Bryson 2003). Eine tragende Rolle spiel der Dodo-Vogel in Lewis
Carrolls Kinderbruch „Alice im Wunderland“. Dort kommt es zu
einem etwas chaotischen Wettrennen, an dessen Ende der Dodo-Vogel entscheiden
soll, wer von den Teilnehmern gewonnen hat. Sein Urteil lautet „Everybody
has won, and all must have prizes“.
Das Jahr 1936 ist dann das Geburtsjahr des Dodo-Vogels in der Psychotherapie: Der amerikanische Psychotherapeut Saul Rosenzweig (1936) veröffentlicht eine Arbeit, in deren Untertitel er den Ausspruch des Dodo-Vogels zitiert. Rosenzweig konstatiert, dass die verschiedenen Psychotherapieverfahren seiner Zeit, wie die unterschiedlichen Richtungen der Psychoanalyse oder auch die christliche Seelsorge gleichermassen ihre Wirksamkeit reklamieren. Er stellt die These auf, dass sich deren Erfolge aber nicht anhand der jeweiligen miteinander konkurrierenden theoretischen Annahmen erklären lassen, sondern vielmehr durch bislang unerkannte gemeinsame Wirkfaktoren. Diese sieht er in der Persönlichkeit des Therapeuten sowie dessen Interpretationgeschick begründet.
Es dauerte dann fast 40 Jahre, bis diese These in einer Überprüfung
empirischer Studien nachgegangen wurden. Luborsky und Mitarbeiter (Luborsky
et al. 1975) kommen 1975 in ihrer Untersuchung von rund 100 Therapievergleichsstudien
zu dem Ergebnis, dass die wichtigesten Psychotherapieverfahren zu
ähnlichen Effekten gelangen und dass daher dem Dodo-Vogel zuzustimmen
ist.
Auch sie sehen dies Ergebnis in den sogenannten gemeinsamen Wirkfaktoren
begründet und streichen hier vor allem die hilfreiche therapeutische
Beziehung heraus.
In der Psychotherapieforschung wird seitdem vom Dodo-Vogel-Vedikt gesprochen. Gemeint ist damit, dass trotz aller Unterschiedlichkeit die wichtigsten Psychotherapieverfahren zu ähnlichen Effekten gelangen.
In der Folge kam es zu heftigen Kontroversen zwischen den Psychotherapieforschern, die mit diesem Ergebnis gar nicht zufrieden waren. Einige sahen die wissenschaftliche Reputation von Psychotherapie in Frage gestellt, wenn ungeachtet der Art der psychischen Beeinträchtigung anscheinend jedes beliebige Therapieverfahren Patienten empfohlen werden kann.
Die Psychotherapieforschung nahm in den folgenden Jahren einen rasanten
Aufschwung.
Spätestens Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts galt dann
der Tod des Dodo-Vogels als besiegelt.
In Deutschland wurde als Totengräber des Dodo-Vogels vor allem Klaus
Grawe bekannt. Er und seine Mitarbeiter überprüften sämtliche
Therapiestudien, die bis Ende 1983 vorlagen (Grase et al. 1994). Sie kamen
zu dem Ergebnis, dass sehr wohl deutliche Wirksamkeitsunterschiede zwischen
den Therapieverfahren bestehen. So zeigte sich für die damals vorliegenden
19 Studien zum Vergleich von psychoanalytischer Therapie und Verhaltenstherapie,
dass bei der Mehrzahl der erhobenen Merkmale (wie Ausmass der Depressivität
oder des Neurotizismus) die Verhaltenstherapie eindeutig bessere Werte aufwies.
Solche Ergebnisse wurden in der Fachöffentlichkeit als Nachweis der
Überlegenheit eines störungsspezifischen therapeutischen Vorgehens
gewertet, da dieses kennzeichnend für die Verhaltenstherapie ist. In
der Folgenden setzte sich vielfach in der Forschung und in den USA bei den
Versicherungsunternehmen die Idealvorstellung durch, für jede Art psychischer
Störung ein massgeschneidertes Therapieverfahren zu haben, dessen Wirksamkeit
nachgewiesen ist.
Es wurde der Terminus der „evidenzbasierten störungsspezifischen
Therapie“ geboren. Auch in Deutschland prägt eine solche Psychotherapievision
zunehmend den Zeitgeist in der Forschung und Medizin.
So lautete eines der Hauptthemen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft
für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde im Jahr 2004: „Von
Therapieschulen zur evidenzbasierten störungsspezifischen Psychotherapie“.
Aber Totgesagte leben länger! In den Jahren 1997 und 2002 kam
es zu Wiedergeburt des Dodo-Vogels:
Die Therapieforscher Wampold (Wampold et al. 1997) und Luborsky (Luborsky
et al. 2002) veröffentlichten mit ihren Mitarbeitern neue Meta-Analysen,
mit denen sie nachwiesen, dass der Ausspruch des Dodo-Vogels nach wie vor
seine Gültigkeit hat.
Die folgenden aktuellen Forschungsergebnisse relativieren die angeblichen Überlegenheit störungsspezifischer Therapieverfahren.
Modelle von Psychotherapie
Ob angesichts dieser Datenlagen tatsächlich von der Wiedergeburt
des Dodo-Vogels-Vedikt nicht vielmehr um ein Mythos der Psychotherapieforschung
handelt, wird unter Psychotherapieforschern sehr kontrovers diskutiert.
Dennoch relativiert der aktuelle Forschungsstand die Bedeutung, die den
verschiedenen therapeutischen Methoden für die Erklärung der Wirksamkeit
der Psychotherapie zugesprochen werden kann, oder erfordert zumindest ein
theoretisches Verständnis für ihre Wirkungsweise, das von den
Erklärungsmodellen der jeweiligen Therapieschulen abweicht (Orlinsky
2003).
So lassen die geschilderten Forschungsergebnisse sowie weitere Ergebnisse, z.B. zu Wirksamkeit psychotherapeutischer Placebo-Behandlung (Baskin et al. 2003) und zu so genannten Komponenten-Studien (Ahn und Wampold 2001), bei denen die Wirksamkeit einzelner Therapiekomponenten überprüft wird, Wampold (2001) in seinem Buch „The Great Psychotherapy Debate“ zu dem Schluss kommen, dass sich die Wirkungsweise von Psychotherapie nicht anhand des medizinischen Modells erklären lässt.
Gemäss dem medizinischen Modell der Psychotherapie wirkt diese dadurch, dass für die jeweiligen psychischen Probleme, Beschwerden oder Erkrankungen eine zutreffende psychologische Erklärung vorliegt (z.B. Verhaltensdefizit oder unbewusster Konflikt), die wiederum ein spezifisches therapeutisches Vorgehen zur Folge hat (z.B. Verhaltenstraining oder Deutung des unbewussten Konflikts).
Wie gezeigt wurden, ist es der Psychotherapieforschung aber bislang nicht gelungen, überzeugend nachzuweisen, dass irgendein spezifisches therapeutisches Vorgehen notwendig ist, damit Psychotherapie wirkt.
Die Datenlage spricht eher dafür, dass die Wirkung von
Psychotherapie am besten durch ein holistisches Modell erklärt werden
kann, das Psychotherapie als einen Prozess der sozialen Einflussnahmen im
Rahmen einer emotional bedeutsamen durch Vertrauen geprägten Beziehung
konzipiert.
Dieses Modell wird von Wampold als kontextuell bezeichnet.
Es wurde in ähnlicher Weise von Jerome Frank (Frank und Frank 1991)
beschrieben, der strukturelle Ähnlichkeiten zwischen Psychotherapie
und Schamanismus herausstellt und die Bedeutung gemeinsamer Wirkfaktoren
hervorhob.
Psychotherapie führt demnach zu Veränderungen im Erleben
und Denken des Patienten, indem der Rahmen und das Vorgehen in der Therapie
beim Patienten Hoffnung auf Besserung seines Leidens induziert.
Ausserdem wird ihm eine glaubwürdige (aber nicht notwendigerweise „richtige“)
Erklärung seines Leidens gegeben und dafür, wie er dieses überwinden
kann. Ein darauf basierendes „Ritual“ (z.B. freies Assoziieren
oder Konfrontation mit ängstigenden Situationen) führt beim Patienten
dazu, dass er emotional bedeutsame neue Erfahrungen mit sich macht und ein
Gefühl der Selbstwirksamkeit entwickelt. Zudem betont das kontextuelle
Modell als wichtigen Faktor für das Funktionieren von Psychotherapie,
dass der Therapeut die Weltsicht, Erwartungen und Einstellungen des Patienten
berücksichtigt.
Bei diesen als relevant erachteten Patientencharakteristika handelt
es sich eben nicht um solche, die im Zusammenhang mit der Art des psychischen
Erkrankungen eines Patienten stehen.
Tatsächlich bestätigt empirische Untersuchungen, dass erhöhte
Erfolgsraten zu verzeichnen sind, wenn eine „Passung“ von solchen
Patientencharakterika mit der Art des Behandlungsverfahrens vorliegt (z.B.
Beutler et al. 1991, 2003).
So profitieren Patienten mit grossem Unabhängigkeitsbedürfnis
von Psychotherapie mehr, wenn sie non-direktiv behandelt werden, während
Patienten mit erhöhtem Abhängigkeitsbedürfnis aus der Therapie
Nutzen ziehen, wenn sie in dieser angeleitet und geführt werden (Beutler
et al. 1991). Hingegen konnten bislang für Patientencharakteristika,
die in einem theoretisch angenommenen Zusammenhang zur Art der psychischen
Erkrankung stehen, keine Vorteile einer Passung von Patientenmerkmal und
Therapiemethode nachgewiesen werden.
Zum Beispiel ist kognitive Therapie keineswegs bei solchen Patienten
besonders erfolgreich, die Defizite in kognitiven Bewältigungsstrategien
haben (Simons et al. 1985) – das medizinische Modell
erweist sich auch hier als Mythos.
Wohl hat die Entwicklung störungsspezifischer Therapieverfahren
den therapeutischen Handlungsraum über den Bereich der psychoreaktiven
Störungsbilder hinaus deutlich erweitert – als Beispiel seien
hier psychoedukative Familieninterventionen bei der Behandlung schizophren
erkrankter Patienten oder die Behandlungsmethoden der Verhaltensmedizin
bei chronischen körperlichen Erkrankungen genannt.
Ein Verständnis von Psychotherapie, das auf dem medizinischen
Modell beruht, greift aber offenbar zu kurz, um die Wirkungsweise der Psychotherapie
zu erfassen.
Zukünftige Forschung sollte sich verstärkt den Aspekten von Psychotherapie zuwenden, die vom kontextuellen Modell hervorgehoben werden, wie die Passung von Patienten und Therapeuten oder Therapiemethode.
Im Gesundheitssystem müssten die Eigenarten der Psychotherapie
als eine spezielle Form zwischenmenschlicher Begegnung und interpersoneller
Einflussnahmen anerkannt werden.
Es bliebe sonst zu befürchten, dass die Psychotherapie mit ihrem spezifischen
Potential, psychisch erkrankten Menschen zu helfen, das gleiche Schicksal
wie das des historischen Dodo-Vogels erleiden wird. Dieser starb aus, als
ihm sein Lebensraum genommen wurde.
Ausschnitte aus Klaus-Peter Seidler
Geburt, Tod und Wiedergeburt des Dodo-Vogels: Mythen der Psychotherapie
und Psychotherapieforschung
IN: Psychotherapie Forum No. 3 / 2006
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